3. SONNTAG in der Osterzeit
Jesus ist auferstanden, d.h. er wurde von Gott auferweckt. Wie sind die Freunde von Jesus zu dieser Überzeugung gekommen? Was haben sie da wirklich erlebt? Haben sie sich da etwas eingebildet? Die Evangelisten versuchen, die Erfahrung der Jünger mit sehr unterschiedlichen Erzählungen zu umschreiben.
Am letzten Sonntag haben wir die Erzählung von Thomas, dem Zweifler, gehört. Er macht dann auf seine Art die Erfahrung, dass Jesus lebt und kommt zum Glauben. Maria von Magdala entdeckt das leere Grab und meint dann den Gärtner zu sehen, erkennt Jesus nicht sofort. Erst als Jesus sie mit ihrem Namen anspricht, gehen ihr die Augen auf. Gerade hörten wir eine Version des Evangelisten Lukas: Die zwei Emmausjünger waren unterwegs mit Jesus, aber sie erkannten ihn nicht. Erst am Abend, beim Brechen des Brotes, erkennen sie ihn. Sie kehren nach Jerusalem zurück und erzählen es den anderen. Und auch sie erzählen, dass Jesus auferstanden ist und dem Petrus erschienen ist.
Dann ist Jesus plötzlich in ihrer Mitte, und obwohl sie vorher einander gesagt haben, dass Jesus auferstanden ist, ist ihre Reaktion nicht Jubel und Freude, sondern Angst, fast Panik und Schrecken, weil sie meinen, ein Gespenst zu sehen.
Die Evangelisten verwenden den Begriff „Erscheinung“ um das Erlebnis der Jünger zu umschreiben. In der Bibel ist das Wort „Erscheinung“ ein geläufiges Wort. Schon im Alten Testament wird von Abraham, Mose und anderen erzählt, dass Gott ihnen „erschienen“ ist und zu ihnen gesprochen hat. Und auch von Paulus wird erzählt, dass Jesus ihm „erschienen“ ist - ein Lichterlebnis, eine Art Vision - und in seinen Briefen erzählt Paulus, dass Gott selbst ihm mitgeteilt hat, dass er Jesus auferweckt hat. Sind all diese unterschiedlichen Erfahrungen als ein inneres Geschehen zu verstehen, das in diesen Menschen stattgefunden hat?
War es dann ein Produkt ihrer Fantasie? Haben sie ein Gespenst gesehen? Nein, sagt Lukas, es war real: „Kein Geist hat Fleisch und Knochen.“ Es ist Jesus mit einer Körperlichkeit. Er isst sogar einen Fisch. Aber andererseits ist er dann plötzlich wieder nicht mehr da, als ob er sich in Luft aufgelöst hat. Und in der Apostelgeschichte schreibt Lukas auch: „Gott hat ihn (Jesus) am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen...uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben.“ Kann aber ein Körper durch verschlossene Türen gehen? Paulus spricht deswegen von einer „verwandelten“ Körperlichkeit.
Die Apostel waren keine Menschen, die einfach blind an Jesus glaubten. Sie haben um ihren Glauben gerungen, durch alle Zweifel hindurch. Sie haben überwältigende Erfahrungen gemacht, die man nicht genau beschreiben kann, nur andeutungsweise. So sollen wir diese Erzählungen der Erscheinungen dann auch verstehen. Nicht das „Wie“ ist wichtig, sondern „dass“ sie Erfahrungen mit Jesus gemacht haben, die aus ihnen andere Menschen gemacht haben.
Wir dürfen nicht vergessen, was sie vorher erlebt haben: das grausame Leiden und der Tod von Jesus war für sie eine Katastrophe. Ein am Pfahl gehängter galt als von Gott verflucht. Sie waren verzweifelt, hatten Angst, die ganze Geschichte mit Jesus schien eine Illusion gewesen zu sein. Und da wurden sie zu furchtlosen, überzeugten, begeisterten Menschen, die sogar andere für einen, der einen so schändlichen Tod gestorben ist, gewinnen wollten.
Diese radikale Veränderung ist nicht menschlich-psychologisch zu erklären. Was sie über ihre Erfahrungen mit dem lebendigen Jesus erzählten, wurde durch ihr Auftreten und durch ihre konkrete Lebensweise glaubwürdig. Es wurde ihr fester Glaube: Gott hat in das Leben und Sterben von Jesus eingegriffen, und sich zu erkennen gegeben als ein Gott, er uns Menschen seine Zuneigung zeigen will. Das ist ihnen klar geworden, das ist die Bedeutung vom Leben und Sterben Jesu. Das ist auch unser Glaube, wenn wir sagen, wir glauben an Jesus Christus.